Irgendwann kam der Tag, an dem ich mir mehr Bier leisten konnte, als ich zu trinken imstande war. Um nicht zum totalen Alkoholiker zu werden, schmiedete ich einen perfiden Plan. Das Ziel: gleichbleibender Alkoholpegel bei steigenden Kosten. Statt der PET-Flaschen aus Studententagen sammelten sich in meiner Küche die Kisten namenhafter Großbrauereien, später gönnte ich mir ein Perfect Draft.
So hatte ich mir mein Leben immer gewünscht: Ein leichter Zug am Zapfhahn und das eiskalte, schäumende Bier schießt sprudelnd in den Humpen. Aber was mir bislang als spritziger Spaß galt, hat nun einen schalen Beigeschmack. Denn die Biere großer Brauereigruppen enthalten mehr als Wasser, Malz und Hopfen:
Triphenylzinn (Pestizid für den Hopfen)
Schwefel (Konservierung des Hopfens)
Polyvinylpolypyrrolidon oder Kieselsäurepräparate (Stabilisatoren)
radioaktive Bestrahlung (zur Kontrolle der Füllhohe)
Allem Anschein nach ist unser deutsches Reinheitsgebot heutzutage eine recht schmutzige Angelegenheit. Und nun? Adieu, geliebtes Beck´s? Mitnichten. Jedoch ist meine Bereitschaft, für solch minderwertige Produkte auch noch exorbitante Preise zu zahlen, nicht gerade gestiegen.
Da ich kein Auto besitze, bleibt der Besuch beim gutsortierten Getränkefachhandel ein feuchter Traum. Aber was der Supermarkt um die Ecke an Ökobier auf Lager hat, wird alsbald verköstigt. Prost! (Quelle: eco-world.de)
Die Zerstörung des Grünzugs Altona und die Rodung von 400 Bäumen sind in weite Ferne gerückt: Das Oberverwaltungsgericht hat der Beschwerde des BUND stattgegeben und den Baustopp für Vattenfalls Moorburgtrasse verhängt.
Damit können die Baumbesetzer im Gählerpark endlich wieder in ihren Betten schlafen. Denn am 14. März beginnt in Hamburg die Baumschonzeit, so dass Vattenfall vor Oktober keinen Baum fällen kann. Die Urteilsbegründung steht noch aus. Wer weiß – womöglich ist dieses Urteil der Anfang vom Ende des Kohlekraftwerks Hamburg-Moorburg!
Danke an den BUND Hamburg und alle Spender, die die Klagen des BUND ermöglicht haben.
Danke an die Baumbesetzer, die seit Dezember 2009 im Gählerpark frieren.
Danke an die Initiative „Moorburgtrasse stoppen!“, ohne die ich immer noch nicht wüsste, dass mir der Park vor der Nase weggerodet werden soll.
Danke an Robin Wood und alle anderen Organisationen, die sich um das Thema verdient gemacht haben.
Der Kampf geht weiter ...
[Pressespiegel:]ndr.de • mopo.de • mopo.de •wir-klimaretter.de • taz.de •greenpeace.de Lustig: Die Mopo hat ihren Beitrag gleich doppelt eingestellt, einmal betitelt mit „Gericht stoppt Vattenfall-Trasse“, einmal mit „Gericht stoppt Vattenfall-Fernwärmeleitung“. So kann der Redakteur sicher gehen, dass sein Text über Suchmaschinen wie Google besser gefunden wird.
1. Deutlich zu erkennen: das Gummiboot und die Polizei
2. Schnell wurde der Protest von Gesetzeshütern beendet
Heute Mittag um 13:00 enterten Mitglieder der Initiative „Moorburgtrasse stoppen!“ per Schlauchboot den Weihnachtsbaum auf der Binnenalster und entrollten dort ein Transparent. Leider wurde ihr Protest bereits nach einer knappen Stunde von der Polizei beendet, doch glücklicherweise gelang es unserem ökoaffinen Werkstudenten Matze, am Tatort des Geschehens einige Beweisfotos zu sichern.
Besonders gut gefällt mir das Schlauchboot, dessen Farben verblüffende Ähnlichkeit mit dem Target aufweisen. Rock ‘n‘ Roll!
[update:] Dass die Wasserpolizei mit einem Alsterdampfer anrückte, lag übrigens am Wetter: Ihre eigenen Boote waren festgefroren.
Am Tag X beginnt Vattenfall mit der Rodung von 400 Bäumen in Altona
Am Mittwoch den 24. Februar entscheidet das Oberverwaltungsgericht Hamburg über die BUND-Klage gegen die Moorburgtrasse von Vattenfall. Bekommt der Konzern Recht, muss es schnell gehen mit der Rodung der ersten 70 Bäume in Hamburg Altona, denn am 14. März beginnt die Baumschonzeit. Vermutlich fallen die ersten Bäume bereits wenige Minuten nach Bekanntgabe der Urteils.
Tragt euch in die kostenlose SMS-Alarmkette der Initiative „Moorburgtrasse stoppen!“ ein und kommt am Tag X um 18:00 zur großen Demonstration am S-Bahnhof Holstenstraße!
Tag X – Moorburgtrasse stoppen! Kundgebung und Demonstration 18:00 an der S-Bahnhof Holstenstraße
Kostenloser SMS-Alarm: sendet „go trasse“ an 84343. SMS-Alarm abbestellen: sendet „end trasse“ an 84343.
Dass vielen Religionen Armut als Unschuld gilt, macht Sinn: Betrachten wir unser Leben kritisch, geht alles, was wir besitzen, auf Kosten anderer. Eine leckere Banane von Chiquita? Gepflückt von Kindern in der dritten Welt. Ein köstlicher Kaffee von Nestlé? Angebaut von Sklaven in Afrika. Taschentücher von Procter & Gamble? Brasilianische Indianer müssen sich ein neues Zuhause suchen, mit ihren Wäldern putzen wir uns nun die Nase. (Quellen: en.wikipedia.org, oxfam.de, robinwood.de)
Leider nutzen diese Missstände den Konzernen mehr, als sie ihnen schaden – was der Konsument nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Eine interessante Idee zur Bekämpfung der weltweiten Armut hat das Bündnis „European Cross-networking Space“ (CNS) erarbeitet. Sie nennen es die Robin Hood Tax. Was damit gemeint ist, erklärt dieser Film mit dem großartigen Bill Nighy:
Mittlerweile existiert auch eine deutsche Version mit Heike Makatsch und Jan Josef Liefers, die dem Original aber nicht annähernd das Wasser reichen kann. Was denkt ihr über die Finanztransaktionssteuer?
Ich bin Spontanspender. Statt mein schlechtes Ökogewissen per Dauerauftrag zu beruhigen, lasse ich mir das Geld lieber durch gezielte Spendenaufrufe aus der Tasche ziehen. Zum Beispiel auf der Internetseite WWF Urwaldriese, wo der WWF Deutschland für den indonesischen Regenwald sammelt.
Der Spaß dabei: Jeder Spender kann ein Tier oder eine Pflanze auf einen virtuellen Mengaris-Baum setzen. Ein nachhaltiges Vergnügen für jeden Geldbeutel – während man für einen Sumatra-Tiger 1.000 Euro investieren muss, ist eine Riesen-Waldameise schon für 3 Euro zu haben. Nach einer vergnüglichen Viertelstunde hatte ich nicht nur gespendet und getwittert, sondern auch gelernt, was ein Storchschnabelliest ist.
Warum macht sich die Hilfsorganisation Oxfam, die weltweit gegen Armut und Hunger kämpft, für den Klimaschutz stark? Weil der Klimawandel die Hauptursache für Armut und Hunger in den Entwicklungsländern ist. Die Schuld dafür liegt bei uns Industrienationen: Wir beschleunigen den Klimawandel, die Folgen tragen zunächst andere.
Der neue Kino-Spot von Oxfam Deutschland veranschaulicht die Ignoranz deutscher Energiepolitik:
Für mich als Außenstehenden ist das Konsumverhalten frisch gebackener Eltern oft befremdlich. Unter der Maxime „für den Nachwuchs nur das Beste“ werden keine Gefangenen gemacht: Flaschen- und Babykostwärmer, Dampfsterilisator, mehrere Kinderwagen – Geld spielt keine Rolle. Aber der Strom kommt von Vattenfall.
Würden solche Eltern im Kinderzimmer rauchen? Wohl kaum. Warum finanzieren sie dann den Bau eines Kohlekraftwerkes in Hamburg, das ihren Nachwuchs mit 400 Tonnen Feinstaub und 8 Millionen Tonnen CO2 jährlich doppelt so stark belasten wird wie der gesamte Hamburger Straßenverkehr? (Quelle: Wilhelmsburger Ärzteschaft e.V.)
Warum finanzieren Sie ein Atomkraftwerk bei Hamburg, in dem es seit 1984 zu 313 meldepflichtigen Pannen gekommen ist? (Quelle: de.wikipedia.org)
Warum kaufen Sie ihren Kindern Kleidung aus 100 % Baumwolle, hinterlassen ihnen aber gleichzeitig ein kaputtes Klima, das Risiko eines atomaren Zwischenfalles und die ungelöste Endlagerung radioaktiver Substanzen?
Wer seinen Kinder wirklich das Beste bieten will, kann bei der Wahl des Stromanbieters mit wenig viel erreichen. Der Wechsel dauert keine zehn Minuten und ist günstiger, als viele denken: Für einen vier Personen Haushalt liegt die Preisdifferenz pro Monat bei ca. einem Euro. Aber seht selbst:
Mehr über die zu erwartenden Gesundheitsschäden durch das Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg bei Kindern weiß die Wilhelmsburger Ärzteschaft e.V. Der folgende Film der Organisation „Healthy Child Healthy World“ sei allen Eltern – und solchen, die es werden wollen – wärmstens empfohlen:
Ach wie gut, dass es in Hamburg Bürgerentscheide gibt. Denn mit diesem demokratischen Instrument können Wahlberechtigte das politische Geschick des eigenen Stadtteils mitbestimmen. In der Theorie. Nicht in Altona. Hier zählt Volkes Wille nur dann, wenn er sich mit den Interessen der Bezirksverwaltung deckt. Beispiel gefällig?
In Altona wünschten sich 77,2 % der Abstimmenden ein IKEA.
In Altona wünschten sich85 % der Abstimmenden den Erhalt des Buchenhofwaldes.
IKEA bringt Geld, der Buchenhofwald kostet Geld. Klar, welcher der beiden Bürgerentscheide vom Senat aufgehoben wurde: Wo seit mehr als 200 Jahren Bäume standen, ist nun Platz für eine Neubausiedlung mit dem traurigen Namen „Am Buchenhof“. Der Bürgerwille, den Wald zu retten, hätte den Senat mindestens drei Millionen Euro Schadensersatz gekostet. Zahlbar an den Bauverein der Elbgemeinden, dem die Baugenehmigung bereits 2008 erteilt worden war. Baurecht schlägt Bürgerentscheid. Aber wieso lässt der Senat einen Bürgerentscheid zu, wenn es nichts zu entscheiden gibt? In Altona leben 180.000 stimmberechtigte Bürger. Druck und Versand der notwendigen Unterlagen haben weit über 100.000 Euro gekostet. Dieses Geld haben CDU und GAL zum Fenster rausgeworfen. Somit ist die Rodung des Buchenhofwaldes nicht nur eine Ohrfeige für die Menschen, die ihn erhalten wollten, sondern für jeden einzelnen Hamburger Steuerzahler. (Quellen: altona.info, BUND Hamburg, taz.de)
Die zukünftige Neubausiedlung „Am Buchenhof“ (Bild: Robin Wood)
Hier sitze ich auf einem Stuhl von IKEA an einem Esstisch von IKEA und verurteile IKEA. Nicht, dass ich je eine der blaugelben Wellblechburgen freiwillig betreten hätte. Rückstau bis auf die Autobahn, halbtägige Parkplatzsuche, drängelnde Menschenmassen, plärrende Kleinkinder – bevor ich meinen Samstag bei IKEA verbringe, kämpfe ich mich lieber durch alle Hamburger Görtz-Filialen oder lese die russische Originalausgabe von Krieg und Frieden rückwärts. Und seit einigen Tagen habe ich noch einen Grund, IKEA zu meiden.
Denn selbst, wer seinen ein Euro Hot Dog nach ganztägiger Tortur ohne Pappmöbel im Kofferraum verputzt, hat vermutlich eines gekauft: Teelichter. Und zwar hunderte davon, denn sie kosten ja nichts. Warum das so ist, weiß die Umweltschutzorganisation „Rettet den Regenwald“: Statt Paraffinen verwendet IKEA für die Herstellung seiner Teelichter Palmöl ungeklärter Herkunft. So spart das Unternehmen 250 € pro Tonne. (Quelle: regenwald.org)
Pro Jahr nutzt IKEA für die Kerzenproduktion 32.000 Tonnen Palmöl.
Für Palmölplantagen brennt alle zwei Sekunden ein Fußballfeld Regenwald.
Nicht jeder kann sich Möbel von Manufactum leisten. Aber bevor ich einen Konzern unterstütze, der seinem Gewinn die wichtigsten Biotope unseres Planten opfert, hole ich mir meinen nächsten Tisch lieber auf dem Flohmarkt.
[update:] Wie ich gerade erfuhr, existiert in Hamburg eine umweltfreundliche und kostengünstige Alternative zu IKEA: das Kleinmöbellager in Altona, das gegen ein geringes Entgelt sogar nach Hause liefert. Wie der Umsonstladen wird es vom Arbeitskreis Lokale Ökonomie betrieben.
[update II:] Gerade musste ich feststellen, dass im aktuellen TV-Spot von IKEA tausende Teelichter brennen, für deren Herstellung Regenwald zerstört wurde. Es wäre wirklich wünschenswert, dass dem Konzern diese Werbung um die Ohren fliegt. Bewundern könnt ihr das ökologisch verwerfliche Machwerk bei horizont.net.
CO2-Schleudern hin, Greenwashing her – über diesen TV-Spot für Audi musste ich mich totlachen und darum poste ich ihn. Am coolsten finde ich den Ameisenbären bei der Verkehrskontrolle:
Keine Aussage, kein Greenwashing? Der Audi-Spot zum Super Bowl 2010
[update:] Eine aufmerksame Leserin wies mich darauf hin, dass Papiertüten ökologisch noch bedenklicher sind als Plastiktüten. Dieser Umstand war auch beim Suttnerblog schon Thema: > Bring your own bag
„Umsonstladen“. Diesem unglücklichen Namen ist es zu verdanken, dass ich hier noch nie einen Fuß über die Schwelle gesetzt habe. Denn „umsonst“ ist ein Synonym für „vergebens“. Und vergebens möchte ich nicht einkaufen. Zwar beschlich mich beim Betrachten des düsteren Schaufensters schnell der Verdacht, mit „umsonst“ sei „kostenlos“ gemeint. Aber auch Kostenloses wollte ich nicht, Kostenloses ist für Bedürftige und mit meinem bescheidenen Salär komme ich gut über die Runden.
Wie sehr hatte ich mich im Umsonstladen getäuscht! Zwar stimmt es, dass hier kein Geschäft gemacht wird, denn Abgabe und Mitnahme aller Produkte kostet keinen Cent. Doch dass mir dies nur für mittellose Menschen und Flohmarkthasser interessant schien, war ein trauriges Zeugnis meiner von unserer Wegwerfgesellschaft geprägten Kleingeistigkeit. In Wirklichkeit ist der Umsonstladen der Inbegriff meines liebsten ökologischen Mottos: Stick to what you´ve got. Denn Dinge wegwerfen oder umsonst (also vergebens) kaufen verursacht unnötiges CO2 bei Transport, Herstellung und Entsorgung.
Ihr habt ein neues Kaffeeservice, das alte ist noch gut? Schön sauber machen und ab zum Umsonstladen damit, dann muss jemand anders kein neues kaufen. Ihr braucht dringend einen Wasserkocher? Bevor ihr einen kauft, versucht euer Glück beim Umsonstladen. Dieses Prinzip hat nichts mit Wohltätigkeit zu tun. Es schont schlicht und ergreifend die Umwelt.
Solange jeder nur Sachen mitnimmt, die er benötigt, und niemand den Laden missbraucht, um zehn Kisten alte Bücher loszuwerden, geht das Konzept wunderbar auf. Ich finde, es sollte in jedem Stadtteil mindestens einen Umsonstladen geben. Aber ich nenne ihn lieber „Nichts-Kaufen-Laden“, denn darum geht es.
Hipper Secondhand-Laden auf der Schanze? Umsonstladen in Altona! (Foto: Umsonstladen Altona)
Von den ersten 70 Bäumen, die in Altona bis Mitte März fallen sollen, stehen 22 im Gählerpark. Fünf davon sind seit Wochen besetzt, viele der übrigen für mobile Besetzungen präpariert. Jetzt stehen die Räumungen durch Vattenfall unmittelbar bevor. Sobald das Oberverwaltungsgericht grünes Licht gibt, geht es los. Umso mehr drängt die Frage:
Wie wird Vattenfall gegen die Baumbesetzer vorgehen?
Den wenigsten Lesern dürfte bekannt sein, dass der schwedische Konzern in Deutschland bereits unrühmliche Erfahrungen im Umgang mit Baumbesetzern gesammelt hat. Für den Tagebau von Vattenfall musste 2008 das Dorf Lakoma nördlich von Cottbus weichen. Es folgte die Zerstörung des umliegenden Landschaftsschutzgebietes. Hier ging es um viel mehr als um einige Parks und 400 Bäume. Die 380 Hektar große Lakomaer Teichlandschaft war bei der EU als Fauna-Flora-Habitat gemeldet und beherbergte über 170 bedrohte Tier- und Pflanzenarten. (Quelle: de.wikipedia.org)
Gegen die Baumbesetzer, die für den Erhalt dieses Naturschutzgebietes protestierten, ging Vattenfall mit beachtlicher Rücksichtslosigkeit vor: Polizisten drohten Kletterern aus dem Leiterwagen heraus, ihnen in 15 Meter Höhe die Sicherungsseile durchzuschneiden. Die Kronen besetzter Bäume wurden einfach abgesägt, Umweltschützer durch herabstürzende Stämme gefährdet. (Quelle: Robin Wood)
Eine solche Brutalität können sich Vattenfall und die Polizei hier in Hamburg schwerlich erlauben. Nicht, weil der Konzern plötzlich Skrupel hätte. Aber der Gählerpark befindet sich mitten in Altona, hunderte Anwohner können die Rodungen quasi aus dem Küchenfenster beobachten. Außerdem haben sich bereits mehr als 1.000 Menschen für den SMS-Alarm der Initiative „Moorburgtrasse stoppen!“ angemeldet, sobald das Räumungskommando anrollt, beginnen die Demonstrationen.
Wer schon einmal üben möchte, wie es sich anfühlt, von der Polizei weggetragen zu werden, ist am Sonntag zum Aktionstraining in den Gählepark eingeladen. Im Herbst habe ich zusammen mit rund 60 weiteren Interessierten an einer solchen Veranstaltung teilnehmen dürfen und wenn ich nicht gerade krank im Bett läge, wäre ich definitiv wieder dabei.
Einladung zum Aktionstraining „Was tun bei Baumfällungen“?
Hoch über dem Gählerpark hausen seit zwei Monaten Olivia und Jürgen
Die Räumung der besetzten Bäume im Gählerpark durch Vattenfall wird kein Zuckerschlecken. Mittlerweile wohnen dort mindestens 16 Menschen in fünf Baumhäusern. Die Eiche von Olivia und Jürgen ist von einem dichten Wall aus ehemaligen Weihnachtsbäumen umgeben, im Inneren scharen sich auf einer ausgedienten Wohnzimmergarnitur Baumbesetzer und Sympathisanten um die Feuertonne.
Immer, wenn ich durch den Park spaziere, herrscht dort reges Treiben: Man spannt neue Transparente, erweitert seine Behausungen und unterhält sich mit Passanten. Keine Frage, die Baumbesetzer bringen Leben in den verschneiten Park. Doch auch außerhalb des Grünzugs wächst die Solidarisierung, zum Beispiel in der Kunstszene. Hier zwei aktuelle Termine:
„Concerto für das Leben gegen Kohlekraftwerke.“
Heute Abend im AHOI (Hafenstraße/Ecke Balduin-Treppe)
Wenn ich von ausgetretenen Straßenlaternen höre, denke ich an gelangweilte Dorfjugend, die nach einer Flasche Malibu auf dem Spielplatz ein wenig gegen die Tristesse der eigenen Existenz rebelliert. Dass es so etwas gibt wie gezielte umweltpolitisch motivierte Anschläge auf unnötige Beleuchtung war mir neu. Aber genau darum geht es beim Clan du Néon. Die in Paris gegründete Gruppe zieht nachts – oft als Clowns verkleidet – durch die Straßen und dreht den Leuchtreklamen von Geschäften und Firmen den Strom ab, um auf die unnötige Freisetzung von CO2 hinzuweisen. Rechtlich gesehen ist daran nichts auszusetzen, es liegt keine Sachbeschädigung vor und die Betroffenen sparen bei der nächsten Stromrechnung bares Geld.
Wenn ich mir die Videos des Clan anschaue, wird mir einmal mehr die Schizophrenie europäischer Gesetzgebung klar:
Glühbirnen sind verboten – eine Fußgängerzone, die nachts strahlt wie ein Weihnachtsbaum, geht klar.
Dieser Film vermittelt einen guten Eindruck von der Situation im Gählerpark und liefert dabei eine vollständige Chronik der Baumbesetzungen. Interviews mit Aktivisten von Robin Wood geben außerdem Einblicke in deren Beweggründe, bei Minusgraden in fünf Metern Höhe auf drei Quadratmetern zu hausen.
Sicher ist das Werk mit zehn Minuten lang ausgefallen. Aber jeder Film, den ich hier poste, hat das Suttnerblog-Prädikat „sehenswert“, was bedeutet, dass ich ihn mindestens einmal komplett gesehen habe, ohne einzupennen:
Zwei Monate Baumbesetzung in zehn Minuten (Video: Salzmann)
Die preisgekrönte Dokumentation „Jagdzeit“ begleitet die Besatzung des Greenpeace-Schiffes Esperanza bei ihrem Kampf gegen japanische Walfänger im Polarmeer. Den Kinostart hatte ich erst im Januar gepostet, morgen kommt der Film schon ins Fernsehen:
Jagdzeit Den Walfängern auf der Spur BRD 2007, 88 Min., FSK ab 6 Am 2. Februar um 20:15 Uhr auf Arte
> Auf dem Suttnerblog findet ihr auch den offiziellen Jagdzeit-Trailer